Bericht Bieler Tagblatt: Wie der FC Orpund um Punkte und für Plastik kämpft
Eigentlich wollten die Orpunder mit ihrer jungen Mannschaft in der abgelaufenen Saison gar nicht aufsteigen. Zumindest war dies nicht das erklärte Saisonziel. Da im Fussball fast nichts planbar ist, kehrte der FCO früher als gedacht in die 2. Liga regional zurück. Dass das Team um Trainer Daniel Mangold nun gegen den Abstieg in die 3. Liga kämpft, ist keine Überraschung. «Wir wussten, dass es sehr schwierig werden würde, den Klassenerhalt zu schaffen», sagt der Captain des Teams und Vereinspräsident Loïc Glauser. Acht Runden vor dem Saisonende liegen die Orpunder auf dem letzten Platz, wobei der Abstand auf den rettenden viertletzten Platz, den Courrendlin-Courroux innehat, nur drei Punkte beträgt. Glauser rechnet damit, dass die Entscheidung um den Klassenerhalt erst in der letzten Meisterschaftsrunde fallen könnte. Inklusive des FC Aarberg, der auf dem 9. Platz klassiert ist, dürften wohl sechs Mannschaften die drei Abstiegsplätze unter sich ausmachen. Wer nun meint, beim FC Orpund herrsche aufgrund der prekären Tabellensituation eine schlechte Stimmung, ist auf dem Holzweg. «Die Trainingspräsenz ist so hoch wie noch nie», sagt Glauser. Auch die Stimmung im Training und in der Kabine sei sehr gut. «Für uns ist es keine Überraschung, zurzeit auf einem Abstiegsplatz zu sein, schliesslich können wir uns selber gut einschätzen, wie wir im spielerischen Vergleich zu anderen Mannschaften dastehen», sagt er. Natürlich werde man sich gegen den Abstieg stemmen und versuchen, auch in der nächsten Saison in der 2. Liga regional zu spielen.
Nun wartet Oberdiessbach
Die restlichen acht Meisterschaftsspiele werden alle Cupspiel-Charakter haben. Glauser kann der Tabellensituation deshalb auch etwas Positives abgewinnen. «In solchen Partien können unsere jungen Spieler auch an den Aufgaben wachsen», sagt er. Und die Entwicklung dieser Spieler sei auch eines der Ziele, die man im Verein habe. Die nächste Möglichkeit, um im Abstiegskampf Punkte zu sammeln, haben die Orpunder morgen zu Hause gegen das drittplatzierte Oberdiessbach (Anpfiff: 15 Uhr). Die Orpunder haben zwar ein Heimspiel, aber ob jenes auf dem Hauptfeld des Vereins ausgetragen wird, ist nicht sicher. Das Heimspiel gegen Courrendlin-Courroux musste beispielsweise im November auf einem Nebenplatz der Tissot Arena ausgetragen werden – und zwar auf einem Kunstrasen. Die beiden Fussballplätze des FC Orpund sind bei ungünstigen Witterungsverhältnissen schnell in einem schlechten Zustand. In so schlechtem, dass auf dem Nebenplatz in Orpund ab Oktober jeweils gar nicht mehr trainiert werden kann. Zudem kann auf dem Hauptplatz nur gespielt werden. Trainings sind dort nicht möglich und da auch keine Flutlichtanlage zur Verfügung steht, gibt es unter der Woche keine Meisterschaftsspiele. «Die beiden Fussballplätze wurden vor langer Zeit in Fronarbeit von Klubmitgliedern auf die Beine gestellt», sagt der Klubvorsitzende. Wenn nicht beide von Grund auf neu gebaut würden, müsse man sie weiterhin so gut wie möglich bewirtschaften, damit sie bespielbar sind. Der Trainingsbetrieb des FCO kann nur aufrechterhalten werden, weil man zum einen beim Partnerklub SV Safnern trainieren und man sich zum anderen auf Bieler Kunstrasenplätzen einmieten kann.
Glausers Idee
Die Lösung für die Trainings- und Spielprobleme des FC Orpund wäre ein Kunstrasenplatz. «Wir haben viel Geld ins neue Klubhaus gesteckt. Schon nur für eine Teilfinanzierung eines Kunstrasenplatzes sind uns allerdings die Hände gebunden», sagt Glauser. Ihm geht es nicht darum, dass jede Gemeinde beziehungsweise jeder Fussballverein im Seeland einen Kunstrasenplatz haben muss. «Aber vielleicht könnte man gemeindeübergreifend ein solches Projekt realisieren. Dann hätten Vereine die Möglichkeit, sich auf einem solchen Platz einzumieten, und man könnte die finanzielle Last auf mehreren Schultern verteilen», sagt Glauser, der hofft, mit seiner Idee etwas in Bewegung zu setzen und so Gemeinden und Fussballklubs anzuregen, auch unkonventionell zu denken. Zwar gebe es immer mehr Kunstrasenplätze im Seeland (diesen Winter wurde jener in Kerzers eröffnet, im nächsten Winter könnte jener in Aarberg fertig erstellt sein), aber diese könnten die steigende Nachfrage nicht ganz auffangen und würden nicht bei allen Vereinen, die einen solchen brauchen, auch gleich um die Ecke liegen,sagt Glauser.
Was passiert bei einem EM‑Boom?
Die Fussball-EM der Frauen dürfte diesen Sommer dafür sorgen, dass Kunstrasenprojekte in der Schweiz beschleunigt werden. Der Schweizerische Fussballverband (SFV) rechnete vor einem Jahr nämlich damit, dass sich die Anzahl lizenzierter Spielerinnen bis in drei Jahren von 40’000 auf 80’000 steigern wird. «Das ist eine erfreuliche Entwicklung, aber für uns wird es aufgrund der Terrainverhältnisse beim FC Orpund nicht möglich sein, noch mehr Teams bei uns
trainieren zu lassen», sagt der Präsident. Für Glauser ist klar: «Es braucht zusätzliche Kunstrasenplätze, da es auch immer mehr Spielerinnen und Spieler gibt.» Zudem wird es noch viele Klubs geben, die einen Ausbau der Garderoben brauchen. In diesem Bereich haben der FC Orpund und die Gemeinde Orpund vor zwei Jahren schon ganze Arbeit geleistet Das neue Klubhaus verfügt über vier Garderoben, hat zwei Duschen, eine grosse Schiedsrichterkabine sowie eine Buvette, in der 60 Personen Platz haben. Was dem FC Orpund jetzt nur noch fehlt, ist ein Kunstrasenplatz – in Orpund oder zumindest in unmittelbarer Nähe. Und zudem noch ein paar Punkte für den Ligaerhalt.
Quelle: Bieler Tagblatt, Patric Schindler