, Patric Schindler - Bieler Tagblatt

Jetzt kann der FC Orpund auch neben dem Rasen punkten – deshalb sind Buvetten für Vereine so wichtig

Der FC Orpund feiert am Samstag mit einem Fest und einem YB-Legenden-Spiel sein neues Klubhaus. Genügend Garderoben und eine moderne Buvette sind für einen Amateurverein Gold wert.

Samstag, 17. September 2005. Der Zweitligist FC Orpund empfängt in der 1. Hauptrunde des Schweizer Cups YB. Für eines der Highlights seiner Vereinsgeschichte hat der FCO eine Zuschauertribüne erstellt. An der Aarefield Road sehen 3200 Fans, wie die Orpunder völlig überraschend bis zur Pause ein 0:0 halten können. Am Schluss heisst es 8:0 für den Favoriten aus der Super League. Einen Tag später berichtet das «Sportpanorama» über das Fussballfest des Seeländer Traditionsvereins aus der 2. Liga regional und zeigt, wie sich der Amateurverein auf die Partie im organisatorischen Bereich vorbereitet. Im Beitrag bekommt das Klubhaus der Orpunder sehr viel Sendezeit.

Der damalige Präsident Martin Furer zeigt dem SRF-Team, wo sich die YB-Spieler umziehen werden. Da die Garderoben viel zu klein sind, ziehen sich die Orpunder Spieler im Schulhaus um. YB wird das Klubhaus also quasi für sich beanspruchen können. Die Fernsehbilder zeigen auch, wo der Favorit seine Teambesprechung abhält: nämlich aus Platzgründen im Duschraum. Am Schluss weist Juniorenobmann Michel Pauli YB-Trainer Hans-Peter Zaugg noch darauf hin, wo sich die Mixed-Zone befindet, in welcher die Interviews gemacht werden. Draussen, neben dem Bereich, wo sich Fussballer die Schuhe putzen, wurden noch ein paar Quadratmeter freie Fläche gefunden.

Zaugg nimmt es gelassen, schliesslich kennt er als ehemaliger FC-Aarberg-Trainer die Infrastrukturen im Amateurbereich. Aber vielleicht denkt Zaugg auch, was vielen Zuschauerinnen und Zuschauern nach dem Fernsehbeitrag durch den Kopf geht: Dieses Klubhaus sollte mal saniert oder neu gebaut werden. Moderator Beni Thurnheer findet das Klubhaus der Orpunder derart heimelig, dass er von einem Chalet spricht. Und als man dann auch noch die kleine «Klubbeiz», in der sich die Spieler fast auf die Füsse treten, im TV sieht, haben die Orpunder endgültig die Herzen der Zuschauerinnen und Zuschauer gewonnen. Das war notabene vor 18 Jahren. 

Die Augen leuchten

Orpund, am Mittwochnachmittag dieser Woche. Wer das damalige Klubhaus kennt und nun vor dem neuen steht, traut seinen Augen nicht. Zwar ist noch nicht alles fertig und im Gebäude gibt es noch die eine oder andere Baustelle. Was man aber sieht, ist ein grosses und modernes Klubhaus. Der Vereinspräsident Loïc Glauser und der Leiter Infrastruktur Silvan Frei zeigen auf einem Rundgang, wie der Drittligist bald über ein topmodernes Klubhaus verfügt. Das alte Ingenieurbüro aus dem Bau des Gotthard-Strassentunnels hat als Klubhaus des FC Orpund nach über 50 Jahren und ein paar Renovationen ausgedient. Das neue Klubhaus verfügt nun über vier statt zwei Garderoben, hat zwei Duschen, eine grosse Schiedsrichterkabine sowie eine Buvette, in der 60 Personen Platz haben. Sämtliches Material, das für den Unterhalt des Trainings- und Spielbetriebs gebraucht wird, steht unten beim Nebenplatz im Materialhaus an der Aare.

1,3 Millionen Franken kostet das Klubhaus. Finanziert wird dies durch einen Investitionsbeitrag von einer halben Million Franken durch die Gemeinde Orpund. Einen Teil davon nimmt der FC Orpund durch eine Hypothek auf. Weiter habe man Anteilscheine verkauft und von Privatpersonen grössere und kleinere Beiträge erhalten. Zudem werden die Orpunder im unteren sechsstelligen Bereich Gelder vom Sportfonds des Kantons Bern bekommen. Aus finanziellen Gründen musste aber auch auf einiges verzichtet werden. So war zum Beispiel eine Solaranlage auf dem Dach des neuen Klubhauses geplant, um eigenen Strom zu generieren. Dieses Projekt musste vorerst eingestellt werden.

Wie viel der Betrieb des Klubhauses die Orpunder pro Jahr kosten wird, ist laut Glauser schwierig zu sagen, weil man das neue mit dem alten Klubhaus in keiner Weise vergleichen könne. Der Vorstandsvorsitzende rechnet vor allem mit wesentlich höheren Einnahmen bei der Buvette. Diese ist nicht nur einladender und grösser, sondern auch das kulinarische Angebot wird vielfältiger. «Die Buvette steuert rund 10 bis 20 Prozent zu unserem Vereinsbudget bei», sagt Glauser. Dieser Betrag werde deutlich gesteigert. «Die Buvette kann nun auch an Dritte vermietet werden», sagt er.

Ein langer Prozess

Loïc Glauser steht in seinem zweiten Jahr als Präsident des FC Orpund. Der 28-jährige Seeländer ist auch noch Innenverteidiger im 3.-Liga-Team. Dass er gleich zu Beginn seiner Amtszeit mithilft, ein solches Projekt auf die Beine zu stellen, macht ihn glücklich. «Für den FC Orpund ist dieses neue Klubhaus sehr wichtig», sagt er. Lange Zeit wurde darüber gesprochen, jetzt könne es endlich eröffnet werden. Dass durch das neue Klubhaus nun auch die sportlichen Ambitionen des Vereins grösser werden, glaubt Glauser nicht. «Wir wollen in der 3. Liga immer vorne mitspielen», sagt er. Auch der Aufstieg in die 2. Liga regional stehe zurzeit nicht zur Diskussion. Das primäre Ziel ist es, möglichst viele Junioren des FC Orpund in die erste Mannschaft zu integrieren.

Nun freut sich Glauser, das neue Klubhaus am Samstag der Öffentlichkeit mit einem Fest präsentieren zu können. Eröffnet wird der Anlass um 12.30 Uhr durch die Musikgesellschaft Orpund. Ausklingen wird der Anlass dann ab 22 Uhr mit einem Partybetrieb. Dazwischen gibt es viele Festivitäten, Reden, Spiele und Musik. Unter anderem findet um 14.15 Uhr ein Show-Match zwischen dem U16-Team Seeland Mädchen und einem Junioren-Mix des FCO statt. Um 16.15 Uhr gibt es dann das Legendenspiel zwischen dem FC Orpund und YB (unter anderem mit Stéphane Chapuisat). Die Seeländer wollen dabei auch das denkwürdige Cupspiel an der Aarefield Road aufleben lassen. Nach 18 Jahren wollen sie sich für die 0:8-Niederlage sicher revanchieren. Und dieses Mal gehört das Klubhaus des FCO beim Umziehen nicht nur YB.

«Die Buvette ist das Herz des Vereins»

Wie wichtig ein Klubhaus und insbesondere die Buvette für einen Verein ist, zeigt das Beispiel FC Bözingen 34. Der Bieler Traditionsverein, der sich diesen Monat knapp den Ligaerhalt in der 3. Liga sicherte, kann auf eine grosse Buvette zurückgreifen. «Die Buvette ist das Herz des Vereins», sagt FCB-Präsident Marc Schneider. Er sitze gerne nach einem Training oder einem Spiel mit Mannschaftskollegen der Senioren zusammen, um etwas zu trinken und zu reden. «In unserer schnelllebigen Zeit ist es wichtig, dass man sich diese Zeit nimmt», findet er. 

Die Buvette sei einerseits ein wichtiger Treffpunkt, andererseits auch eine wichtige Einnahmequelle für den Verein. Rund 25 bis 30 Prozent würden die Einnahmen der Buvette zum Vereinsbudget beisteuern. Was die Garderoben betrifft, sei man gut ausgestattet. «In Zukunft könnte es aber eng werden, was die Trainingsplätze angeht», erklärt Schneider. Eine Aufgabe, die bald noch mehr Vereine lösen müssen, denn schliesslich boomt der Mädchen- und Frauenfussball. Schneider setzt sich rund um die Klubräumlichkeiten beim Drittligisten auch für mehr Nachhaltigkeit ein. «Wir haben LED-Lampen und schauen, dass wir weniger Kühlschränke brauchen», sagt der Präsident.

«Wir haben auf die Rückrunde hin die Buvette verpachtet», erklärt FC-Lengnau-Präsident Philipp Berger. Es sei schwierig gewesen, genügend Mitglieder zu finden, die in der Buvette aushelfen. Weil man die Buvette nicht selber betreiben würde, falle auch der Betrag ans Vereinsbudget kleiner aus. Berger schätzt diesen auf fünf Prozent. Was das Klubhaus betreffe, habe man bei den Garderoben Nachholbedarf. «Dort haben wir zu wenig», sagt er. Bei den Plätzen sehe es hingegen schon besser aus. Berger betont auch die Wichtigkeit der Buvette als Treffpunkt. «Ich stelle allerdings fest, dass gerade junge Menschen dort nicht mehr so häufig anzutreffen sind wie auch schon», erklärt er. 

Nach dem Abstieg von der 3. Liga in die 4. Liga will der Verein im nächsten Jahr noch mehr eigene Junioren in die Mannschaft einbauen. Und der FC Lengnau dürfte wohl auch ausserhalb des Seelands einer der wenigen Vereine sein, die über eine solch grosse Tribüne mit rund 300 Plätzen verfügen. Und sie sind erst noch alle gedeckt und mit einer Buvette integriert.

Quelle: Bieler Tagblatt - Patric Schindler